Ein Jahrhundertfund im Kleingärtnerverein

Jahrelang wurde über die Anschaffung einer Wasserleitung in unserem Kleingärtnerverein gestritten. Viele Gartenfreunde waren es leid, ihr Wasser mühsam mittels Pumpen aus dem Boden zu holen und auf Petrus war oft auch kein Verlass.
Im Sommer 1973 war es endlich soweit und der Startschuss für den Beginn der ersehnten Wasserversorgung wurde getätigt. Da sich das Vereinsgelände auf einem ehemaligen Flugplatz aus der Nazizeit befand, stellte sich das Gräben ziehen als sehr problematisch heraus. Bei den Erdarbeiten kam eine Unmenge von Muschelkalksteine aus dem nahen Elmsteinbruch zu Tage. Teilweise in der Größe eines Schuhkartons! Diese Steine wurden wohl damals als Befestigung für die Landebahnen des Flugplatzes verbaut. Irgendwann war die erforderliche Tiefe von 80 cm erreicht. Die PVC-Rohre wurden hineingelegt, Verbindungen in die einzelnen Gärten installiert und dann alles wieder zugeschüttet. Die dicken Steine landeten dummerweise auch wieder in den Gräben und auf die neuen Rohre.
Es begab sich dann aber zu der Zeit der Grabungen, dass ebenfalls freundlich die Sonne vom Himmel schien und genau dieses bei den fleißigen Arbeitern eine Menge Durst hervorrief. Zu der Zeit wurde nicht nur Wasser, sondern auch jede Menge Bier getrunken und somit landete eine dieser leeren Flaschen in den Wasserleitungsgraben und wurde unbemerkt zugeschüttet.
Am 03. August 2022 wurde mal wieder ein Wasserrohrbruch im 1. Gang entdeckt. Schnell waren einige bereitwillige Helfer zur Stelle und es wurde gebuddelt was das Zeug hielt. Während der Grabungen tauchte plötzlich die besagte Bierflasche auf. Gerade konnte ich sie noch vor einer Spitzhacke retten. Völlig unbeschadet, mit einem Hauch von Resten ihres Etiketts, was auf die Marke Feldschlößchen schließen ließ, hielt ich sie in der Hand. Diese fast 50 Jahre alte Bierflasche, die nachweislich aus einem sogenannten Zehnerträger stammte, hatte also Lkw’s, Containerfahrzeuge und PKW’s mit Anhängern jahrzehntelang über sich ergehen lassen. Hat zu all dem noch Hitze und Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit getrotzt und ist heil geblieben! Nur die gleichaltrigen PVC-Rohre, denen man eine maximale Haltbarkeit von ca. 50 Jahren bescheinigte, machten nun das dritte Mal in diesem Monat schlapp!
Könnten sie sich nicht mal an der alten Bierflasche ein Beispiel nehmen?
Ein weiteres Indiz für die fragwürdige Methode der Rohrverlegung ist tatsächlich die alte Bierflasche. Könnte es sein, dass aufgrund erhöhten Bierkonsums die schweren und scharfkantigen Steine auf die nackten Rohre geworfen wurden?
Heute ist der Jahrhundertfund auf einem alten Wasserzählergehäuse montiert, mit einer erklärenden Plakette versehen und ziert bei gärtnerischen Feierlichkeiten unsere Tafel.