Gangfeste 1. Teil

Zu einer funktionierenden Kleingärtnergemeinschaft gehören nicht nur
gegenseitige Hilfen, Freundschaften und Vertrauen, sondern auch ordentliche
Feiern. Diese Erkenntnis haben wir in den frühen Anfängen unserer
Kleingärtnerkarriere gewonnen. Wie das alles begann, möchte ich heute
erzählen.
Nach kurzer Zeit hat es sich so ergeben, dass jeder von uns in einer Gartenecke
seiner Wahl seiner Arbeit nachging. Je nach Lust und Laune kamen und
kommen wir noch heute wieder zusammen und es wurde beim Käffchen eine
kleine Pause abgehalten. Danach werkelten wir dann in unseren „Baustellen“
weiter.
An einem schönen und warmen Sommertag war ich so in meiner Arbeit
vertieft, dass mir erst nach langer Zeit die fehlende Pause auffiel. Ich lief im
ganzen Garten herum und suchte nach Marlis. Nicht zu sehen. Bei einem Blick
nach links über die Eingangspforte konnte ich sie etwa 100 m an einer anderen
Gartenpforte stehen sehen. Sie unterhielt sich angeregt mit Renate und Günni.
Daneben stand unsere Schubkarre. „Ach, da haben sie wohl mal wieder Blumen
ausgetauscht“, dachte ich so und ging wieder meiner Gartenarbeit nach.
Wieder verstrich einige Zeit, als ich wieder über die Pforte schaute. Aus der
Dreiergruppe vor Günni’s Eingang war in der Zeit eine Fünfergruppe geworden.
Inge und Dieter von gegenüber standen nun auch da und erzählten was das
Zeug hielt. Da ich schon damals einen Hang für das Wohlergehen meiner
Mitmenschen hatte, schnappte ich mir ein Tablett, also ich meine damit eine
größere Platte mit hochgezogenem Rand, um darauf Getränke und oder
Speisen zu transportieren. Die letzte Flasche Sekt und einige Gläser hatten
darauf Platz. Nun jonglierte ich damit in die Richtung der Fünfergruppe. „Damit
ihr mir nicht verdurstet und keinen trockenen Hals vom Quasseln bekommt.“
Mit diesen Worten setzte ich meine Fracht ab. Günni drehte sich wortlos um
und kam mit ein paar Klappstühlen und einigen Flaschen Bier wieder. Da saßen
wir mitten auf dem Gartengang und freuten uns ein Loch in den Bauch. Dieter
stand plötzlich auf und meinte: „Ihr seid ja wohl noch etwas hier? Ich bin in ein
paar Minuten wieder da.“ Er verschwand in seiner Gartenlaube. Inge schaute
ungläubig hinterher und rief: „ Wo willst du denn hin, haste wieder Durchfall?“
Nach einigen Minuten stellte Dieter wortlos einen Klappgartentisch auf den
Gang und nach weiteren Minuten kam er mit einer Schüssel Rührei und
Schinken zurück. Renate flitzte in ihre Laube und steuerte Teller und Besteck
dazu bei. Dieter meinte grinsend: „Die Eier mussten sowieso weg. Da ist das
jetzt die beste Gelegenheit.“
Wie lange diese spontane Zusammenkunft anhielt, weiß ich nicht mehr.
Jedenfalls war es schon dunkel als wir aufbrachen.
Das war die Geburt unseres traditionellen Gangfestes, das lange Jahre
zelebriert wurde.