Tango, Rindfleisch, Tangas, Lebensfreude, Drogen, Karneval, Urwald, Lamas,
Tasmanische Teufel. Das sind alles Begriffe, die mir spontan zu Südamerika
einfallen. Es gibt gewiss noch mehr über Südamerika. Eins auf jeden Fall!
Ein Gartenfreund fragte mich neulich, ob ich für ihn einen Rat hätte. Er hat
einen kleinen Teich, (etwas größer als die größte Maurertonne, die es im
Handel gibt). In diesem Tümpel schwimmen seit Tagen immer wieder neu ein
halb angefressener Apfel und unbekannte Köddel. Diese erinnerten mich bei
der Besichtigung sofort an die Form von Cocktailwürstchen, nur drei Mal so
groß und in Dunkelgrün! Kannte ich nicht, habe ich fotografiert und befragte
Herrn Google. Dieser Schlaumeier spuckte, nachdem er meine dunkelgrünen
Cocktailwürstchen in Augenschein genommen hatte, das Wort „Nutria“ aus!
Aha, davon hatte ich schon mal gehört. Weiter Recherchen ergaben:
Nutrias sind wildlebende Tiere und gelten als herrenlos (§ 960 Bürgerliches
Gesetzbuch, BGB). Es gibt also weder Eigentümerin noch Besitzerin. Deshalb
gibt es weder natürliche noch juristische Personen, die für die Schäden
aufkommen oder gegen die Tiere vorgehen müssen.
Kopf- Rumpf-Länge: 45 cm – 65 cm, Körpergewicht: 7 – 9 kg, Paarungszeit:
ganzjährig, Fortpflanzung: Paarung ist ganzjährig möglich, Weibchen sind alle
26 Tage fruchtbar, Tragzeit 110 – 150 Tage; Jungen kommen mit offenen Augen
zur Welt und folgen dem Weibchen nach wenigen Stunden; Säugezeit bis 8
Wochen, Anzahl Junge: 3 – 4, maximal 13.
Lebensweise: Tag- und nachtaktiv; leben meist paarweise in Kolonien
zusammen.
Na, das kann ja heiter werden! Der Gartenfreund war über den Neuzuwachs in
seinem Garten überhaupt nicht erfreut. „Was soll ich denn bloß machen? Die
scheißen mir jede Nacht den Teich voll und fressen meine Äpfel auf. Das geht
so nicht weiter!“ Ich versprach ihm, meine Wildkamera aufzustellen, um sicher
zu gehen, dass es sich tatsächlich um eine Nutria handelte. Die Kamera hatte
drei Tage nur Eichhörnchen aufgenommen und der Teich war wieder
vollgeschissen!
Auf mein Anraten besorgte sich der Gartenfreund eine Lebendfalle vom
Vorstand. Jetzt geht es den Viechern an den Kragen! Jeden der nächsten drei
Tage war der Köderapfel weg und die Falle zugeschnappt, aber keine Nutria
drin. Am vierten Tag wurde das Luder vom Gartenfreund gesichtet! Es latschte
lässig außen an seiner Gartenpforte vorbei und schlug sich dann in die
Brombeerbüsche. Die Körpermaße aus dem Internet konnte der Gartenkollege
bestätigen. Tja, nun sind wir alle gespannt, wie es weitergeht. Aufgrund der
hohen Vermehrungsrate befürchte ich, dass im nächsten Jahr mal Familie
Nutria an meine Gartenpforte klopft und um ein paar Äpfel bettelt.
Zum Schluss konnte ich mich an graue Vorzeiten erinnern. Die Tochter einer
Bekannten hatte mal in einer Zuchtstation für seltene Tierarten gearbeitet. Die
Nachzüchtungen gelangen hervorragend, sodass ab und an die
Überpopulationen geschlachtet und an die Belegschaft ausgegeben wurden.
Auf diese Weise machte so manche seltene Wildgansart Bekanntschaft mit
dem heimischen Backofen. Und auch mal eine Nutria! Ich war zum Essen
eingeladen. Nutriakeule an oder zwischen Rotkohl und Klößen, traumhaft
lecker!